Wasser
Wasser ist die Grundlage des Lebens. Im Kreislauf des Wassers werden viele Ökosystemleistungen sichtbar. Naturnahe Ökosysteme wie Wälder, Feuchtgebiete und Flussauen sowie Gewässerrandstreifen tragen zur Wasserversorgung und zur Verbesserung der Wasserqualität bei durch die Filter-, Puffer- und Speicherwirkung ihrer Bodenvegetation. Naturnahe Biotope, vor allem Auen, aber auch Wälder, Moore, Feuchtgebiete, Hecken und andere Kleinstrukturen in der Agrarlandschaft verzögern den Abfluss von Niederschlagswasser und mindern dabei Überschwemmungsschäden.
Herausforderung
Die negativen Klimaveränderungen sowie Landnutzungsänderungen fordern die deutsche Wasserwirtschaft heraus. Ehemalige Auenbereiche sind als Retentionsraum verloren gegangen. Das führt zu einem beschleunigten Wasserabfluss und Hochwasser. Im Jahr 2002 entstanden allein in Deutschland insbesondere durch das Elbhochwasser finanzielle Schäden von 9 bis 15 Milliarden Euro, mehrere Menschen kamen ums Leben. Diese Entwicklungen und andere Extremereignissen wie Trockenheit werden sich durch den Klimawandel noch weiter verstärken und auch auf andere Ökosystemleistungen auswirken. Gleichzeitig leiden viele Gewässer unter einer hohen Belastung durch Nähr- und Schadstoffe.
Inwertsetzung
Gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie sollen die europäischen Gewässer bis spätestens 2027 in einem mindestens guten ökologischen Zustand sein. Laut Bundesregierung erreichten in Deutschland im Jahr 2018 nur 6,7% der Flusswasserkörper diesen Zustand. Die im nationalen Wasserdialog erarbeiteten Handlungsempfehlungen sollen im Jahr 2021 in eine nationale Wasserstrategie einfließen. Dabei sollen Wasser- und Landwirtschaft gemeinsam Standards und Konzepte für eine gewässersensible Landnutzung entwickeln. Die Minderung von Stoffeinträgen soll die Wasserressourcen verstärkt schützen. Die Renaturierung von Ökosystemen wie Fließgewässern und ihren Auen muss in Deutschland weiter fortgesetzt werden. Solche Maßnahmen kommen dem Hochwasserschutz, dem Grundwasserschutz, dem Schutz der biologischen Vielfalt, dem Klimaschutz und der Wasserreinhaltung zugute. Die folgenden Studien zeigen das volkswirtschaftliche und ökologische Potenzial solcher Natur-basierten Lösungen, die bisher nicht ausreichend genutzt werden.
Informieren Sie sich über entsprechende Fallbeispiele
Stickstoffüberschüsse: Umweltbelastung und Kostentreiber der Trinkwasserbereitstellung
Die hohen Stickstoffbelastungen in Deutschland, die vor allem in Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen Düngung entstehen, führen zu Umweltschäden und belasten die menschliche Gesundheit. Die gesellschaftlichen Kosten dieser Stickstoffüberschüsse übersteigen oft den Nutzen einer erhöhten landwirtschaftlichen Produktion. Die Folgen betreffen auch die Wasserwirtschaft: Für Wasserversorger ist es zum Beispiel kostengünstiger, Zahlungen an landwirtschaftliche Betriebe zu leisten, damit diese weniger Stickstoff in die Natur eintragen, als stärker belastetes Rohwasser aufzubereiten (TEEB DE, 2017).
Deichrückverlegung als Hochwasserschutz an der Mittelelbe
Der Nutzen naturverträglicher Hochwasserschutzmaßnahmen mit Deichrückverlegung an der Mittelelbe ist dreimal höher ist als deren Kosten (siehe Grafik). Das konnte ein Forscherteam der Technischen Universität Berlin anhand einer Kosten-Nutzen-Analyse nachweisen (Grossmann et al. 2010).
Die Leistungen der Auenrenaturierung an der Nebel
Umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen, die seit 1990 an der Nebel durchgeführt wurden, führten zu einem erhöhten Nutzen für die Gesellschaft. Sie verbesserten die Hoch- und Niedrigwasserregulation und den Treibhausgas-Rückhalt, den Lebensraum und das Landschaftsbild und führten zu einem Anstieg der gewässerbezogenen menschlichen Aktivitäten. Das konnte anhand des „River Ecosystem Service Index“ (RESI) aufgezeigt werden, ein Werkzeug zur fachübergreifenden systematischen Bewertung von Handlungsoptionen durch die Erfassung und Bewertung von Ökosystemleistungen (Podschun et al., 2018).
Die Leistungen einer Auenrenaturierung an der Nahe
Durch die Umwandlung von landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen (überwiegend Ackerflächen) in Feuchtlebensräume, Auengewässer und Auwald entstehen nicht nur neue Habitate, sondern es verbessern sich auch die Hoch- und Niedrigwasserregulation, die Bodenbildung, Sedimentregulation und Stickstoff-Retention. Diese Ergebnisse konnten anhand des „River Ecosystem Service Index“ (RESI) aufgezeigt werden (Podschun et al. 2018).